Die Pflanze des Monats


Das Gefleckte oder Echte Lungenkraut - März 2024

28.03.2024

 

Das Gefleckte oder Echte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) gehört wie Borretsch und Beinwell zur Familie der  Raublattgewächse. Es blüht in unseren Breiten oft schon ab Anfang März mit kleinen rotvioletten, trichterförmigen Blüten, die sich nach einigen Tagen blau verfärben. Die Blätter sind dunkelgrün und weisen rundliche, oft scharf begrenzte, weiße Flecken auf.

 

Das Lungenkraut ist eine, ausdauernde, krautige Pflanze, die nur 20 bis 40cm groß wird, sie ist winterhart, wintergrün und anspruchslos und vermehrt sich durch Selbstaussaat und über ihre Rhizome (Wurzelstöcke). Sie wächst am besten auf frischen, nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen, steinigen oder reinen Ton- und Lehmböden (wie hier im Gartenlabor).

 

Da die Blüten eine etwa einen Zentimeter lange Kronröhre besitzen, ist der Nektar nur langrüsseligen Bienenverwandten und Schmetterlingen zugänglich. Diese fliegen bevorzugt die jungen, rötlichen Blüten an, da diese mehr Nektar enthalten. Schwebfliegen fressen den Pollen.

 

Pulmonaria officinalis ist in weiten Teilen Europas verbreitet: von den Ardennen bis Mittelrussland und den Kaukasus und von Mittelschweden bis zum nördlichen Balkan und Mittelitalien.

 

Der Beiname „officinalis“ weist darauf hin, dass es sich um eine Heilpflanze handelt. Schon im Mittelalter wurde das Lungenkraut bei Lungenleiden (pulmo: lat. Lunge) eingesetzt, es wirkt hustenreiz- und entzündungshemmend.

 

Im Deutschen wird die Pflanze wegen der unterschiedlichen Blütenfarben auch als „Hänsel und Gretel“ oder „Brüderchen und Schwesterchen“ bezeichnet. Weitere Namen sind Fleckenkraut, Hirschkohl, Bachkraut oder Blaue Schlüsselblume.

 

Text & Foto: Susanne Euler-Bertram

 

 


Der Breitblättrige Rohrkolben - Oktober 2023

Foto: Susanne Euler-Bertram
Foto: Susanne Euler-Bertram

8.10.2023

Der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rohrkolbengewächse (Typhaceae) und der Ordnung der Süßgrasartigen (Poales).

 

Rohrkolben wachsen als sommergrüne, ausdauernde krautige Wasser- und Sumpfpflanzen. Sie bevorzugen sonnige Standorte und bilden kräftige unterirdisch kriechende Rhizome und sind daher in der Lage, dichte Bestände mit bis zu 2,5m Wuchshöhe zu entwickeln.

 

Typha-Arten sind kosmopolitisch, d.h.weltweit von den gemäßigten Zonen bis in die Tropen verbreitet und häufig. Der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) z.B. kommt in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel bis nach Südamerika sowie in Teilen Afrikas vor.
Am Niederrhein sind Rohrkolbenbestände heute durch Fraßschäden von Nutrias bedroht.

 

In unseren Breiten blüht die Pflanze zwischen Juli und August. Dann erscheinen an den Enden spezieller Triebe die typischen kolbenförmigen Blütenstände. Der Breitblättrige Rohrkolben ist einhäusig getrennt-geschlechtlich und bildet einen dicken weiblichen und darüber einen wesentlich dünneren männlichen Teilblütenstand. Die Form der Blüten hat zu vielen Trivialnamen geführt, wie Kanonenputzer, Lampenputzer oder Schlotfeger. Im Herbst „löst sich der Kolben in tausende von Samen auf“, die durch Luft oder Wasser verbreitet werden.

 

Die Rohrkolben sind eine alte Kultur- und Nutzpflanze. U.a. kann man Mehl und Stärke aus den Rhizomen gewinnen, die auch wie Kartoffeln gekocht werden können. Auch die Triebe, Blätter und jungen Blütenstände sind essbar.
Die faserreichen Stängel und Blätter dienen als Grundstoff für grobe Garne, Cellulose,
Faserplatten als Dämmmaterial am Bau, als Streu oder zur Vergärung. Früher wurde die Samenwolle für Kissen, Matratzen und Polster verwendet.
Auch in der Naturheilkunde können Rohrkolben eingesetzt werden. Wenn am unteren Ende eines jungen Rohrkolbens die Blätter entfernt werden, findet sich dort ein
schleimiges Gel. Dieser Schleim kann zur Beschleunigung der Heilung auf kleine Schnittwunden oder Verbrennungen gegeben werden.

 


Der (Gewöhnliche) Teufelsabbiss - September 2023

Der (Gewöhnliche)Teufelsabbiss (Succisa pratensis) ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Kardengewächse innerhalb der Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae).

 

Der Teufelsabbiss wächst als ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 50, selten bis zu 80 Zentimetern. Er besitzt ein senkrechtes Rhizom (Wurzelstock), das bis zu 50cm in die Tiefe reicht und als Speicher- und Überdauerungsorgan dient. Ausläufer werden nicht gebildet.


Ihren Trivialnamen erhielt die Pflanze, weil das untere Ende des Rhizoms meist abgefault ist und daher wie abgebissen wirkt.

 

In unseren Breiten blüht der Teufelsabbiss im August/September, die Blütenfarbe ist violett/blau. 50 bis 80 Blüten stehen in einem halbkugeligen köpfchenförmigen Blütenstand und blühen ungewöhnlicherweise nicht von unten nach oben sondern von verschiedenen Zonen aus auf. Die länglichen, ganzrandigen Laubblätter sind als Rosette angeordnet. Es gibt Pflanzen mit rein weiblichen und solche mit zwittrigen Blüten.

 

Der Teufelsabbiss kommt im gesamten europäischen Raum und in Nordafrika, in Vorderasien, im Kaukasusraum und in Sibirien vor. In Nordamerika und Kanada ist die Pflanze ein Neophyt.
Er wächst auf feuchten
Mager- und Bergwiesen und bevorzugt wechselfeuchte, humose Böden. Da diese Lebensräume immer seltener werden, wird die Art in der bundesweiten Roten Liste in der Kategorie „Vorwarnliste“ geführt; in einigen Bundesländern ist sie sogar „Gefährdet“.

 

Als Nahrungsquelle dienen die Blüten des Teufelsabbiss wegen ihres großen Nektarangebots vor allem Bienen, Hummeln, Schmetterlingen und Schwebfliegen. Manche Falterarten wie der Abbiss-Scheckenfalter (Euphydyras aurinia), legen sogar ihre Eier am Teufelsabbiss ab, die Raupen dieses Schmetterlings ernähren sich von den Blättern der Pflanze.

 

In der Naturheilkunde benutzt man vom Teufelsabbiss den getrockneten Wurzelstock, die Blätter, die Blütenköpfe und den frischen Saft. Die Pflanze wurde als Heilmittel bei Ekzemen, Geschwüren, Entzündungen der Schleimhäute und Wurmbefall eingesetzt. Die auswurffördernden Eigenschaften des Teufelsabbiss helfen bei Erkrankungen der Atemwege, auch wirkt er blutreinigend und harntreibend.

 

Foto und Bericht: Susanne Euler-Bertram


Der Rainfarn - August 2023

 

Der Rainfarn (Tanacetum vulgare) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wucherblumen (Tanacetum) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).


Rainfarn blüht in unseren Breiten von Ende Juni bis September mit strahlend gelben „Knöpfchenblüten“, die dichte Dolden bilden. Als stark wuchernde,
krautige Pflanze erreicht er Wuchshöhen von 30 bis 160 Zentimetern. Unterirdisch bildet der Rainfarn ein Rhizom (Wurzelstock), das bis zu 90cm tief in den Boden reichen kann und zu einer intensiven Vermehrung durch unterirdische Ausläufer führt.


Am Stängel befinden sich bis unter den Blütenstand dunkelgrüne, gefiederte Blätter von bis zu 25cm Länge, die sich im vollen Sonnenlicht mehr oder weniger senkrecht nach Süden ausrichten. Damit gehört der Rainfarn zu den Kompasspflanzen.

 

Rainfarn kommt überall in den gemäßigten Zonen Eurasiens vor und wurde in den Alpen bis in Höhen von 2000m gefunden. In den gemäßigten Gebieten Nordamerikas, Südamerikas und Australiens ist er ein Neophyt. Er wächst  auf staudenreichen Brachen, an Wegen und Dämmen, auch an Ufern und braucht sommerwarme, nicht zu trockene, nährstoffreiche, humose Böden.

 

Der Nektar und Pollen des Rainfarns ist auf Grund der kurzen Kronröhren  der Röhrenblüten (etwa 100 pro Knöpfchen) allen Insekten leicht zugänglich. Außerdem gibt es eine Reihe von Raupen wie z.B. die des Rainfarn-Mönchs (Eulenfalter) und des Smaragdspanners, die den Rainfarn gern als Futterpflanze nutzen, die Raupen der Sackträgermotte ernähren sich sogar ausschließlich von Rainfarnpflanzen. Außerdem leben einige Käferarten am und vom Rainfarn.

 

Charakteristisch für Rainfarn ist sein ausgeprägter Geruch. Alle Pflanzenteile enthalten ätherische Öle (Campher, Borneol, Thujon) und Bitterstoffe, daher wurden Blätter und Blüten früher ausgestreut, um Ungeziefer fernzuhalten. Auch sollen Anpflanzungen des Rainfarns den Kartoffelkäferbefall stark verringert haben.
In der Naturheilkunde wurde die Pflanze gegen Wurmbefall und Durchfallerkrankungen eingesetzt („Wurmkraut“). Da Mengen von mehr als 1-3 Gramm Rainfarn Vergiftungserscheinungen hervorrufen, wird Rainfarn heute nicht mehr medizinisch verwendet.

 

Foto und Bericht:Susanne Euler-Bertram


Der Gewöhnliche Blutweiderich - Juli 2023

Der Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria) gehört zur Familie der Weiderichgewächse und ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 2 Metern und eine Breite von 1,5 Metern erreichen kann. Aus einem Rhizom (Wurzelstock) dieser Größe können bis zu 50 Blütenstängel mit ähren- oder traubenförmigen rötlichen, rosa oder violetten, manchmal auch weißen, Blütenständen wachsen. Der Wurzelstock kann sich unter Wasser befinden, Blätter und Blüten sind dagegen fast immer im Luftraum.

 

Das Verbreitungsgebiet ist Eurasien und Australien. In Nordamerika wird der Blutweiderich als Neophyt durch das Aussetzen von Schadinsekten bekämpft.

 

Der Blutweiderich blüht von Juni bis September und dient vor allem Schwebfliegen, aber auch Bienen und Schmetterlingen als Nektarspender. Außerdem ist er eine wichtige Futterpflanze für Raupen aus der Gattung der Nachtpfauenaugen (Saturnia).

 

Die Pflanze wächst an feuchten Standorten z.B. in Röhrichten und Sümpfen, an Ufern von Seen und Weihern, Flüssen, Bächen und Kanälen sowie in Gräben bis in mittlere Gebirgslagen. Ein einzelnes Pflanzenexemplar kann bis zu drei Millionen Samen produzieren, die durch Wind und Wasser ausgebreitet werden. Die Samen sind mit „Schleimhaaren“ ausgestattet und haften leicht an Wasservögeln, die sie auf diese Weise ausbreiten. Sie keimen in nahezu allen ausreichend feuchten Böden im nächsten Frühjahr.

 

Aufgrund seines hohen Gerbstoffgehalts zwischen 9 % (Wurzel) und 14 % (Blüten) gerbte man schon im 16. Jahrhundert Leder mit Blutweiderichsaft. Außerdem wurden damit Holz und Seile imprägniert, um schnelle Fäulnis im Wasser zu verhindern.

 

Auch als Heilpflanze diente der Blutweiderich schon seit dem Altertum, weil die enthaltenen Gerbstoffe stark adstringierende (zusammenziehende), bakterizide, blutstillende (daher der Name?) und harntreibende Eigenschaften haben.


Die Volksmedizin setzt die Pflanze bei Durchfällen, Blutfluss und Ruhr ein. Dazu werden 1 bis 3 Gramm Wurzel mit zwei Litern Wasser abgekocht.

 

Foto und Bericht: Susanne Euler-Bertram