Arbeitskreis Stadtnatur

Bild: Birgit Röttering
Bild: Birgit Röttering

Unsere Städte werden von Jahr zu Jahr wichtiger für den Erhalt der Artenvielfalt von Flora und Fauna. Doch trotz der vielen guten Beispiele für Naturräume in der Stadt, sind die Vorbehalte und Unsicherheiten noch erheblich. Wir wollen mit unserem neuen NABU-Arbeitskreis „Stadtnatur“ Ziele und Ideen entwickeln, wie wir dem entgegensteuern können. Zudem möchten wir an Beispielen aufzeigen, wie man auch im Kleinen Artenvielfalt in die Stadt holen kann, denn wir wollen weiterhin lebenswerte Städte mit vielfältigen Naturoasen haben. Dafür möchten wir mehr bunte Flächen schaffen, bestehende Grünflächen erhalten und aufwerten und mehr Vielfalt in die Städte bringen. Wenn Ihr Lust habt, daran teilzunehmen, dann meldet euch einfach.

AK Stadtnatur: Volker Unterladstetter und Birgit Röttering


Kackplatz oder Kirchgarten?

An einem lauen Sommerabend vor der Sakristei der Agneskirche. Michael Lakermann, der Pfleger der Grünflächen rund um das Gotteshaus, klagt sein Leid. „Hier, diese Orchidee, habe ich heute entdeckt. Eine Seltenheit. Unglaublich, dass sie hier blüht. – Ich gehe davon aus, dass sie morgen, übermorgen zertrampelt ist.“ 

Eine Arbeit erledigen, bei der man davon ausgeht, dass ihre Blüten im wahrsten Sinne des Wortes zerstört werden? Wieso? Was erwarten wir eigentlich?

Dr. Michael Lakermann ist in der Agnesgemeinde kein Unbekannter. Seit der Zeit von Pfarrer Hans-Ulrich Wiese ist er in der Gemeinde aktiv, die jeweiligen Pfarrer, das Pastoralteam, die Gremien, die Gemeindemitglieder, man kennt sich. Der promovierte Chemiker hat sich als Habichtexperte einen Namen gemacht, und in seiner Darstellung des Agneswildblumenprojekts mischen sich die Akribie und die Leidenschaft, mit der er die vierte Handschwinge eines Habichtweibchens beschreiben kann, zu einer detaillierten Problemanalyse und Lösungssuche. Lakermann nennt weitere Unterstützer: der NABU Köln ist dabei, der Umweltbeauftragte des Generalvikariats steht mit Rat und Tat zur Seite, es gibt Mitstreiter im Kirchenvorstand und in der Gemeinde, die wiederum Kontakte in die städtischen Gremien pflegen.

Pinkelecke
Pinkelecke

Idee und Wirklichkeit

Die Wiese vor seinem eigenen Haus einige hundert Meter weiter hat Lakermann zu einem Vorzeigegarten gestaltet, stolz zeigt er einen Artikel im katholischen Magazin Theo, auf dem er inmitten eines Blütenmeers zu sehen ist. „Das ist ein 80–90%-Niveau, das ist ein superklasse Foto“, weil es die Schöpfung als Gesamtkunstwerk zeigt, und genau da wollte er auch mit Agnes hin. Vor vier Jahren hat er mit Subsidiar Bernhard Wagner dazu gesprochen, der die „tolle Idee“ sofort unterstützt hat, er hat die Stadt Köln einbezogen, der die Flächen gehören, und er hat beim NABU Köln angefragt, der gleich dabei war. Gemeinsam wurde das Projekt „Wildblumen für St. Agnes“ mit heimischen Pflanzen geschaffen, die sich auf dem mit Bauschuttresten durchsetzten, sandigen und humusarmen Boden durchsetzen können, und das auch noch bei zunehmend heißen, trockenen Sommern. Nun gibt es auf der Sonnenseite im Westen Wildblumenrasen, am Schattenstandort hinter dem Schaukasten einheimische Waldpflanzen, hinter dem Chor den „Krötenkreis“ und an der Sakristei den Schriftzug „Liebe gewinnt“ aus Efeu. Die Pflege ist arbeitsintensiver als geplant, aber das ist okay. Nicht okay aber ist, wie mit diesen Beeten umgegangen wird. Rund um Agnes gibt es nur ein „10–20%-Prozent-Niveau“, und dann nimmt der 60-Jährige kein Blatt mehr vor den Mund. Drei Jahre lang hat er Scheiße weggeräumt, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn er mit Wasserschläuchen über die Wiese zieht, dann zieht er sie durch braune, auch menschliche Hinterlassenschaften, das erkennt er nicht nur an dem weißen Papier, das „Fifi nun mal nicht benutzt.“ Das Prinzip, Müll wegzuräumen, sodass es im Laufe der Zeit weniger Müll gibt, es funktioniert hier nicht, es wird im Gegenteil schlimmer mit dem Müll und den Kothaufen. Er hat schon erklärt: „Ich bin raus.“ Daraufhin wurde er gefragt: „Was muss passieren, damit das Projekt weiterlaufen kann?“

Störeinflüsse

Es kann nicht die eine große Lösung geben, das ist dem Analytiker glasklar, und so benennt er vier Hauptstöreinflüsse sowie kleinere Störfaktoren. Das größte Problem sind demnach die Vertreter einer Spaßgesellschaft, die als Wildpinkler traurige Bekanntheit erlangt haben und von denen einige nicht nur pinkeln, sondern auch koten, die sich jedes Jahr aufs Neue in der warmen Jahreszeit am Büdchen gegenüber treffen und sich an der Kirche erleichtern, im Corona-Sommer noch einmal drastisch mehr als sonst. Das zweitgrößte Problem sind Eltern, die ihre Kinder nicht mehr anleiten, die ihnen kein Benehmen beibringen. Die Kinder „pflücken nicht mehr, sie reißen Blumen“, und zudem rennen sie über die Beete und trampeln sie kaputt. Die namensgebende Kröte aus Ton im Krötenkreis hat er umsiedeln müssen, weil sie ein Kindermagnet und dementsprechend alles um sie herum niedergetreten gewesen war. An dritter Stelle kommen Hundehalter mit Hunden, die ebenfalls pinkeln und kacken und kaputttrampeln. An vierter Stelle, und darauf legt Lakermann Wert, erst an vierter Stelle kommen bei ihm als Problem die Obdachlosen, die viele sofort an erster Stelle nennen würden. Aber mit den Obdachlosen lässt sich reden, über „Liebe gewinnt“ kommt man schnell ins Gespräch, und ein polnischer Obdachloser hat ihm gesagt, „in Polen pinkelt keiner an das Haus Gottes.“ Miteinander reden, das ist schon ein erster Lösungsansatz, aber zunächst gibt es noch weitere Störfaktoren, vereinzelt und traurig-kurios. Da ist die Dame, die auch im Sommer im Pelzmantel herumläuft, die sowohl in der Kirche als auch drumherum die Begonien, nein, alle Blüten pflückt, und zwar – für ihre Gesichtsmasken. Da sind die circa 13–16-jährigen Halbstarken, die die Baumstämme, die die Beete begrenzen, herumwerfen – und die alles, was senkrecht steht, herausreißen. Das Kreuz an der Ostseite wird als Klettergerüst genutzt, und seitdem an der Straßenecke gegenüberdie Eisdiele aufgemacht hat, finden sich Eisbecher, viele weggeworfene Eisbecher rund um Agnes.

          LIEBE
LIEBE

Lösungsansätze

Die verschiedenen Probleme und Beete benötigen je eigene Lösungsansätze, auch das ist eindeutig. Eine erste Methode ist Aufklärung, mit den Störern sprechen – bei der Hundehalter-Community hat das einigermaßen geklappt, die Masse an Hundekot ist zurückgegangen. Bis zu einem gewissen Grad klappt die Ansprache auch bei Eltern und ihren Kindern; wenn er erklärt, wie Margeriten einzeln gepflückt werden können, ist Verständnis da – aber gegen die gesellschaftliche Entwicklung der Unachtsamkeit kommt er nicht an. Sowieso, er kann und will nicht als Oberaufpasser patrouillieren.

Als Abhilfe gegen die Wildpinkler strebt er – gemeinsam mit Mitstreitern – ein Toilettenhäuschen an. Dafür ist die Stadt zuständig, mit der der Kontakt auf verschiedenen Ebenen läuft, die aber grundsätzlich dagegen zu sein scheint, weil ein Toilettenhäuschen die Situation zementiere und noch mehr Leute kommen würden.

Schließlich bringt Lakermann Zäune ins Spiel, und zwar nicht etwa als vage Idee, sondern verschiedene, detailliert durchdachte Zaunlösungen, eine kleine Zaunlösung und eine große, billigere und teurere, die zum Selbermachen, die Profiumsetzung, die auf zwei oder drei Seiten, enger oder weiter, höher oder niedriger, mit Staketen, Stabgitter, Drahtgitter, Edelstahl – jede Variante ist mit Vor- und Nachteilen bereits fertig ausgearbeitet. Seinen Vorschlägen entgegen steht die Meinung, dass es „keine Zäune um Kirchen“ geben solle, doch diese Ansicht teilt Lakermann ganz und gar nicht, zudem sind quasi alle Kölner Kirchen umzäunt: Bei St. Gereon ist der Zaun zu niedrig, da heben die Halter ihre Hunde drüber, bei St. Mauritius ebenso zu niedrig, Ergebnis: „zugekackt ohne Ende“, aber St. Michael auf dem Brüsseler Platz, der sensibelste Punkt überhaupt, mit Klo und angemessenem Zaun, dort sind die Grünflächen in gutem Zustand: der Beweis, dass es geht. 

Erwartungen und Traum

Lakermanns Erwartungen sind bescheiden. Falls sich jemand anderes für die Arbeit findet, übergibt er sie gerne sofort, geordnet und mit Freude. Noch aber setzt er sich für die Sache ein. Noch fleht er geradezu um Abhilfe: „Ich plädiere für einen vernünftigen Minimalschutz!“ Am Anfang vielleicht wie an Herz Jesu am Zülpicher Platz mehrere Hinweisschilder gegen Urinieren an die Kirchenwand, vielleicht Stabgitterzäune um die brachen Pinkeleckenbeete.

Das Bild von der Theo aber zeigt: Sein Traum ist größer. Sein Traum ist ein geschützter, artenreicher Kirchgarten, ein Rückzugsraum für Pflanzen und Menschen: „Ich wäre der erste, der sonntags nach der Messe die Leute hineinlässt und gerne auch die Eigenarten von Nelkenwurz, Waldzwenke und Buschwindröschen erklärt.“ Die Idee einer Terrasse vor der Sakristei könnte die Gemeinde dabei auch gleich wieder aufgreifen, „diese Idee ließe sich wunderbar mit dem angedachten Kirchgarten vereinbaren und dann könnten im Sommer Sitzungen aus dem Borromäussaal nach draußen verlegt werden.“ Seine Augen fangen an zu glänzen: „So ein Garten, das ist ja auch ein Stück Seelsorge – seit dem Garten Eden steht ein Garten ja auch für die Sehnsucht des Menschen nach Gott! Im Garten Gottes gibt es ein 100%-Niveau! Und es wäre doch ein klares Zeichen der Seelsorge, sich dem anzunähern!“ Er gerät endgültig in Fahrt: „Und Schutz und Pflege, Sorgfalt und Rückzugsräume brauchen wir! Und das gilt natürlich nicht nur für die Außenanlage einer Kirche, sondern erst recht für ihr Inneres – und auch für das Innere unserer Seelen! Das gehört zusammen!“ Und man glaubt es ihm endgültig: Ein circa 90%-iger Kirchgarten wäre ein großes Stück Seelenpflege auf Erden.

Die Orchidee damals hat übrigens eine knappe Woche überlebt.

Text und Fotos: Hilde Naurath


Beetbepflanzung an der Agneskirche

02.10.2018: Diese Woche Montag wurde das NABU-Pflegebeet an der Südseite der Agneskirche mit einheimischen Waldpflanzen bepflanzt. 

Hainbuche, Weißdorn, Eibe, Efeu und kriechende Zwergmispel fanden ihren Platz in dem neuen Beet. 

Die ausgewählten Arten kommen bestens mit den Standortbedingungen an der Kirche zurecht und sollen zudem die kleineren, zarteren Pflänzchen und neue Aussaat vor Trittschäden schützen.

Auch rein optisch konnte so wunderbar eine Lücke zu den anliegenden Beeten geschlossen werden. 

Nachdem fleissig Hacke und Spaten geschwungen wurden, bekamen die Pflanzen ordentlich Wasser und können ab sofort bewundert werden. 

 Text und Bilder: Jana Romero


Hochbeet im Innenhof der NABU Geschäftsstelle

Der NABU-Bundesverband ruft mit seiner bundesweiten Kampagne „Gönn dir Garten“ für mehr Artenvielfalt im Garten und in den Städten auf.

Hierbei geht es einmal um naturnahes Gärtnern und um mehr Vielfalt in unseren Gärten und Innenhöfen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und der Versiegelung der Flächen in den Städten und Gemeinden verschwinden immer mehr blütenreiche Bereiche, die den Vögeln und Insekten Nahrung bieten. Nach dem dramatischen Rückgang der Fluginsekten will sich der NABU aktiv für mehr Biodiversität einsetzen. 

So auch der NABU Stadtverband Köln! Der Arbeitskreis Stadtnatur hat sich an der Kampagne beteiligt und konnte so mit finanzieller Unterstützung aus dem Projekt ein Hochbeet im Innenhof der neuen NABU-Geschäftsstelle im Kölner Südwesten errichteten. Mit diesem Hochbeet soll nicht nur naturnah gegärtnert, sondern auch interessierten Besuchern gezeigt werden, wie einfach es sein kann, die Vielfalt im Garten oder im Innenhof mit heimischen Pflanzen zu fördern, vor allem in einer Großstadt wie Köln."


Neue Beete an der Agneskirche

Vor zwei Wochen, am 11.06.2018, hat der NABU Köln am Ostportal der Agneskirche zwei zusätzliche Pflanzbeete vorbereitet, die in Zukunft vom Arbeitskreis Stadtnatur bepflanzt und gepflegt werden. Dazu wurde halbverrottetes Laub unter die Erde gemischt, um die Humus-Bildung im Boden zu fördern. Außerdem wurden neue Beet-Umrandungen aus Holzstämmen angelegt. Während des Umgrabens des Bodens kam auch direkt eine neugierige Amsel vorbei, um sich einige Regenwürmer aus dem aufgelockerten Boden zu ziehen.

 

Eins der neuen Beete wird mit einheimischen Waldpflanzen und das andere mit einem Blumenrasen bepflanzt. Ein weiteres, bereits bestehendes Beet, liebevoll der „Krötenkreis“ genannt wurde vergrößert.

 

Zum Abschluss wurden die neuen Beete mit zwei verzierten Steinplatten als NABU-Beete gekennzeichnet. In den nächsten Jahren wird es dort hoffentlich genauso farbenfroh blühen, wie in den Pflanzbeeten an der Westseite der Agneskirche.


Wildblumen für St. Agnes – NABU legt Beete mit heimischen Pflanzen an

Acker-Rittersporn (Consolida regalis)
Acker-Rittersporn (Consolida regalis)

St. Agnes ist der soziale und architektonische Mittelpunkt des Agnesviertels. Weithin erhebt sich der Turm der zweitgrößten Kölner Kirche über die Nordstadt. Senkt sich der Blick jedoch von den neugotischen Bögen und Portalen ins Irdische zurück, fallen schnell die weitläufigen Beetbereiche auf, die sich an die Kirchenmauern anschließen: Zwar spenden die locker aufgepflanzten Linden im Sommer wohltuenden Schatten und hüllen die Kirche in ein grünes Kronendach, doch die Beete selbst zeigten sich bisher nicht gerade von einer einladenden Seite. Notdürftig vom Grünflächenamt gepflegt, herrschen nackter Boden und ein spärlicher Kräuterbewuchs vor, der zudem in der Sommertrockenheit regelmäßig abstirbt. Was ungepflegt aussieht, wird zudem auch von manchen Passanten nicht wertgeschätzt. Und so landet Müll in der Anlage, Hundekot wird nicht weggeräumt, und hin und wieder erleichtert sich ein Partygänger auf dem Heimweg an einer dunklen Stelle. Insgesamt nicht gerade eine Zierde für die schöne Kirche und ihre Gemeinde.

Nun braucht es manchmal nur die Verbindung von Idee und Aktion, um aus einer Not eine Tugend zu machen. Im letzten Jahr haben Aktive des NABU Köln damit begonnen, eine Beetpatenschaft in Mülheim zu übernehmen. Konsequent ökologisch und mit heimischen Pflanzen sollte gegärtnert werden, um anderen Stadtgärtnerinnen und –gärtnern Lust zu machen, es auch einmal zu versuchen. Aus der anfänglich lokalen Aktion wurde bald eine größere Projektidee, und wir hielten nach weiteren Flächen Ausschau, auf denen wir die Schönheit unserer heimischen Pflanzenwelt präsentieren konnten. Im März wurden wir dann mit den Beeten um die Agneskirche fündig und entwickelten zusammen mit der Kirchengemeinde den Plan, drei Bereiche rund um die Kirche mit Wildpflanzen zu bepflanzen und zu besäen. Das Projekt „Wildblumen für St. Agnes“ war geboren.

In den vergangenen Wochen wurde nun eifrig an den Beeten gearbeitet: Eine Gruppe Aktiver legte den Grundstein für einen Arbeitskreis Stadtnatur und begann mit der Gestaltung der Flächen. In einer ersten Aktion wurden die Flächen von Unkraut, Hundekot und Abfall befreit, und der verdichtete Boden gelockert. Ein Blick auf das vorhandene Erdreich hätte konventionelle Gärtner wohl ziemlich ernüchtert: steinig, mit Bauschuttresten durchsetzt, sandig und eher mager. Kein Substrat, in dem sich Gartenblumen wohlfühlen würden. Für die Bepflanzung, die wir uns vorstellten, schien der Boden hingegen äußerst vielversprechend: Wildpflanzen sindschließlich zumeist Magerköstler und kommen mit den überdüngten Böden unserer Zeit nur schlecht zurecht.
Nach einem gründlichen Frühjahrsputz setzten wir dann rund 80 Initialpflanzen in die Beete. Der erste Schritt war getan. Doch zunächst ergab sich ein Problem. Würden die städtischen Pflegetrupps unsere Wildpflanzenbeete wirklich als solche erkennen und sie nicht in der üblichen Manier radikal abmähen? Wir waren skeptisch und suchten nach einer Lösung, um die Beetbereiche auch optisch von den restlichen Flächen abzugrenzen. Schließlich hatten wir nur begrenzt Pflegekapazitäten, und konnten nicht alle Bereiche um die Kirche herum neu gestalten (auch wenn der Wunsch groß war). Die Lösung kam in Form einer Lieferung Stammstücke vom Nordfriedhof: Die Friedhofsverwaltung hatte uns freundlicherweise Holz überlassen, das bei der Friedhofspflege angefallen war. Die Idee: Schöne Stücke aus Eibe, Hainbuche, Haselnuss, Traubenkirsche und Kiefer sollten leicht in den Boden eingesenkt eine optische Barriere zur Umgebung formen. Totholz stellt einen bedeutenden Lebensraum für zahlreiche Kleintiere dar, und passt zudem wunderbar zu den Waldpflanzen, die wir für die schattigeren Bereiche ausgewählt hatten. In den kommenden Jahren können die Stammstücke langsam zu Humus werden, während sie unseren Wildpflanzenbeeten Kontur und Charakter verleihen.
Nachdem wir das Holz für die Beetabgrenzungen verbaut hatten, fehlte nur noch eine Komponente: Die Ansaaten! Wir wollten Vielfalt statt nur einiger weniger Pflanzenarten, wollten die ganze Palette (okay, ein kleiner Ausschnitt) heimischer Wilder zeigen, kurzum: lebendige Pflanzenbestände für ein lebendiges Stadtviertel. Darum kamen als krönender Abschluss mehrere Saatgutmischungen der trockenwarmen Säume und Laubwaldböden zur Anwendung, sowie eine ganze Reihe von Saatgut weiterer Einzelarten. Nach der Ansaat sahen die Beete zwar etwas zertrampelt aus (gutes Antreten sorgt für optimalen Bodenkontakt und schützt die Samen vor Austrocknung), waren aber mit dem Samen des Lebens beimpft. In der nächsten Regenperiode werden die Samen nach und nach auflaufen und die neuen Beete um St. Agnes bald mit Leben füllen. Wir warten mit Spannung und freuen uns auf blütenreiche Jahre.

Text: Volker Unterladstetter