
Der AK Entomologie ist 2019 von einer Gruppe NABU-Aktiver gegründet worden, um gemeinsam die Kölner Insektenfauna zu erkunden und um zur Erforschung und zum Erhalt der Artenvielfalt in Köln und NRW beizutragen. Der AK trifft sich alle zwei Wochen. Im Sommer kartiert und pflegt der AK ausgewählte Gebiete im Kölner Stadtgebiet und verabredet kleinere und größere Exkursionen. Im Winter steht die Auswertung des Materials mit Binokular und Bestimmungsschlüssel im Vordergrund.
Arbeitskreisleitung: Jörg Siemers
Kontakt: gs(at)nabu-koeln.de
09.10.2025
Anfang des Jahres trat die Gartenwerkstadt Ehrenfeld e.V. mit der Bitte an den NABU Köln heran, ob es nicht möglich wäre, die vorkommenden Wildbienen-Arten des von der Gartenwerkstadt betreuten Vitalisgarten zu ermitteln. Dieser Garten erhielt schon im Vorfeld von der Stadt Köln die Auszeichnung als Vielfaltsgarten.
Der Kontakt zu unserem NABU Arbeitskreis Entomologie wurde bald vermittelt.
Zumal in dem AK mit Frank Hartfeld ein Spezialist für Stechimmen mitarbeitet, war schon nach einem ersten Besuch im März schnell die Zusage gegeben.
Ohne eine von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Köln erteilte Ausnahmegenehmigung für den NABU AK wäre dies jedoch nicht umsetzbar gewesen, da Wildbienen generell unter Artenschutz stehen.
Für die Bestimmung vieler Arten ist allerdings oftmals ein Einfangen und Untersuchung am Mikroskop unumgänglich.
Einmal schon vor Ort, wurde auch nach anderen sogenannten Stechimmen geguckt, worunter – neben den Wildbienen – weitere Gruppen wie Grab-, Falten- oder Goldwespen fallen.
Das Ergebnis zum Jahresende kann sich aus Sicht des AK wohl sehen lassen:
Allein 89 Wildbienenarten tummelten sich im Laufe des Jahres auf den Flächen des Vitalisgartens!
Insgesamt wurden bis jetzt im 127 Stechimmenarten nachgewiesen, darunter allein noch
weitere 19 Grabwespen-, 11 Faltenwespen- und 6 Goldwespen-Arten.
Grund hierfür sind sicherlich die vielfältigen Pflanzen- und Nistangebote auf dem Gelände. So sind viele einheimische Arten (Natternkopf, Resede, Zaunrübe, Ziest, Flockenblume, Disteln, Wilde
Möhre…) vorhanden, deren Existenz in den Vitalisgärten sogar bewusst belassen bzw. gefördert wird.
Neben den „üblichen“ Nisthilfen sichert auch die vorhandene und belassene Strukturvielfalt, dass sich die in Mehrheit im Boden nistenden Wildbienen anscheinend wohlfühlen.
In dieser Wildbienen-Liste finden sich allein 22 – also ¼ – an Arten, die für ihre Brut auf ganz spezielle Pollenquellen angewiesen sind. Solche Spezialisten nennt man auch oligolektische
Arten.
So fanden sich allein 4 Arten, die für ihre Brut auf Glockenblumen angewiesen sind.
Eine dieser Wildbienen – die Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) – galt bisher sogar als ausgestorben für
Köln (letzter Fund für Köln war 1940)! In den letzten Jahren gab es jedoch schon Wiederfunde dieser Art aus dem Bonner Raum, so dass der Fund nicht ganz überraschend war.
Dieser Zuzug nach Norden ist ein Phänomen, das sich bei den letzten Jahren für eine Reihe der wärmeliebenden Insekten feststellen lässt – bis hin zu Erstfunden für NRW.
Und viele Stechimmenarten sind halt wärmeliebend.
Neben den Wildbienen wurden ja auch andere Verwandte der Stechimmen mit untersucht:
So war ein weiterer besonderer Fund eine seltene, winzige Faltenwespe – die Königliche Rasenwespe (Leptochilus
regulus). Sie ist ebenfalls ein Zuwanderer aus dem Süden (der Erstfund für Köln/NRW war erst in 2022).
Besonders erwähnenswert ist noch der Fund einer Grabwespe – der Nachweis des Auen-Fliegenjägers (Ectemnius fossorius). Es
handelt sich wohl um einen Erstfund für NRW dieser auch im sonstigen Deutschland als extrem seltenen bewerteten Art! Diese Art ist kein typischer Zuwanderer.
Durch intensive Nachsuche im kommenden Jahr ließe sich sicherlich die Artenanzahl in der Liste nochmals etwas steigern – die Auszeichnung als Vielfaltsgarten dürfte aber auch jetzt schon untermauert sein.

Der Rote Ampfer-Glasflügler, Pyropteron chrysidiformis (Esper, [1782]), ist eine wärmeliebende Kleinschmetterlingsart, die in der Vergangenheit im Rhein- und Moseltal und an der Nahe, vereinzelt auch an der Ahr beobachtet wurde. Jetzt gibt es im Nordwesten von Köln zwei Nachweise durch Mitglieder des entomologischen Arbeitskreises des NABU Köln.
In den vergangenen fünf Jahren mehren sich die Funde, wie die Verbreitungskarte der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen zeigt (Abb. 2: https://portal.melanargia.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=440043; Screenshot vom 14.06.2023). Die nördliche Nachweisgrenze lag bisher gerade so in Nordrhein-Westfalen, im Siebengebirge südlich von Bonn.
Vor ein paar Tagen, am 31. Mai 2023, gelang nun die wohl erste Beobachtung des Roten Ampfer-Glasflüglers nördlich des Rheintales: Fundort ist eine sehr warme vegetationsarme Ödlandfläche am Rande eines Gewerbegebietes nahe Pulheim im Rhein-Erft-Kreis. Der Falter besuchte eine Blüte des Schmalblättrigen Greiskrauts (Senecio inaequidens), und der Beobachter Frank Hartfeld – der Stechimmen-Experte unseres Entomologischen Arbeitskreises – freute sich, dass er das hübsche Tier fotografieren konnte.
Elf Tage später konnte der zweite Nachweis erbracht werden: Bei einer Exkursion des entomologischen Arbeitskreises am 11.06.2023 kescherte Uli Flenker einen Roten Ampfer-Glasflügler aus der Luft; der Falter flog am Vormittag bei 30° über der Streuobstwiese im Nüssenberger Busch, die der entomologische AK regelmäßig besucht.
Nahrungspflanze für die Raupen des Roten Ampfer-Glasflügler sind verschiedene Ampfer-Arten; an den Fundorten wachsen der Krausblättrige Ampfer (Rumex crispus) und teils auch der Stumpfblättrige (Rumex obtusifolius). Setzt sich der Trend der zurückliegenden warmen Jahre fort, ist zu erwarten, dass auch diese Art vermehrt in Nordrhein-Westfalen ankommt und auch in den von LepidopterologInnen vielfach genutzten Pheromonfallen zu finden sein wird.

Am Sonntag, dem 19. Juni 2022, hat der Entomologische Arbeitskreis des NABU Köln zum ersten Mal eine öffentliche Exkursion durchgeführt. Zusammen mit den Teilnehmer*innen sind die Mitglieder des Arbeitskreises eine der Streuobstwieses im Nüssenberger Busch abgegangen und haben beobachtet, was sich so finden ließ – viele Große Ochsenaugen, das erste diesjährige Tagpfauenauge, Große Königslibellen im Flug, Gespinste von Eichenprozessionsspinner-Raupen, eine Vielzahl von kleinen Wanzen, ein paar Weich- und andere Käfer, Heuschrecken und größere und kleinere Raupen und Schmetterlinge (manche davon werden landläufig „Motten“ genannt 😊). Unter den Highlights waren unterschiedliche Wildbienen, Wespen und Hummeln, die in den durchsichtigen Fanggläschen gut anzuschauen waren. Die meisten dieser Hautflügler sind durch bloßes Anschauen (ohne Mikroskop) nicht bis zur Art zu bestimmen, so dass es bei den Gattungen bleiben musste: Faltenwespen, Sandbienen, Kuckuckshummeln, Knotenwespen, Schmalbienen, Blattschneiderbienen und Scherenbienen. Nicht alltäglich waren auch ein Landkärtchen, ein Tagfalter, der auf Kölner Stadtgebiet seit einigen Jahren immer seltener gefunden wird, und ein Taubenschwänzchens. Alle Beobachtungen finden sich auf naturgucker.de unter https://naturgucker.de/?gebiet=520720596.
Mehrere Streuobstwiesen im Nüssenberger Busch werden seit Kurzem wieder gepflegt und neu bepflanzt. Insbesondere das Grasland soll zu artenreichen Blütenwiesen entwickelt werden. Der Entomologische Arbeitskreis begleitet diese Entwicklung durch regelmäßiges Beobachten der Insektenwelt seit 2021. Immer wieder sind neue Arten zu beobachten und werden dokumentiert – allerdings können wir bislang nicht sagen, ob sich bereits die Artenvielfalt erhöht hat oder ob dieser Zuwachs darauf zurückzuführen ist, dass der Arbeitskreis dazulernt und jetzt weitere Arten identifizieren kann: Dazulernen ist eines der Ziele des Arbeitskreises.
Staunen, welche kleineren und größeren Krabbeltiere zu entdecken sind und Freude am Dazulernen – diese Aspekte des Entomologischen Arbeitskreises sind bei der Exkursion sicherlich gut rübergekommen!